Anjas Tagebuch – Chipman
Anjas Tagebuch – Chipman, E-Book, 14+
Erscheinungstermin 2024
EPub 978-3-9820009-3-0
Cover
Bei dem Cover zum dritten Band komme ich dem Scherenschnitt wieder ein bisschen näher. Ich habe auf eine detaillierte Gestaltung einer Umgebung verzichtet und mich auf das Wesentliche konzentriert. Im Fokus steht wieder Anja, die auf dem Fensterbrett in ihrem Zimmer sitzt und nach draußen schaut. Man fragt sich, ob sie hinauf zu dem Vogel schaut oder an ihren Freund Chipman denkt. Als Hinweis zum Handlungsort ist im Hintergrund die fiktive Skyline von Berlin zu sehen. Die Pflanze fällt im Vergleich zu denen der anderen Cover und Back Cover dieses Mal recht klein aus. Da sie aber ein Zeichen für Anjas Isolierung ist, hat es die Protagonistin offenbar geschafft, sich für ihre Familie und Freunde zu öffnen.
Einführung
Der dritte und letzte Band dieser Jugendbuchreihe offenbart dem Leser eine ganz andere Seite von Anja, an deren Existenz sie schon selber gezweifelt hat und die sie erst noch erforschen muss. Anja ist verliebt. Zum allerersten Mal sind alle anderen Dinge in ihrem Leben nur unerwünschte Randerscheinungen, die man ganz leicht und locker aus dem Weg räumen kann. Chipman ist anders als die anderen Jungs. »Er ist klug und so kultiviert, und er sagt immer so tolle Sachen zu mir. Außerdem ist er witzig, hat für jede Situation einen coolen Spruch parat und verbreitet nur gute Laune. Er würde dir ganz bestimmt gefallen. Oma Rita meinte, dass ich genau so einen Optimisten brauche. Ja, genau, ich brauche ihn. Ach, ein echter Traumjunge. Ich verstehe gar nicht, warum Papi ihn nicht leiden kann.« Doch so nach und nach verblasst das Gefühl purer Freude und Verliebtheit. Denn je mehr Anja von ihrem Freund schwärmt und je öfter sie mit ihm zusammen sein möchte, desto mehr fällt ihr auf, dass sie wieder in die Arme einer Abhängigkeit fällt. Anja erinnert sich an das Gefühl, von den sozialen Medien nicht lassen zu können und wie diese damals ihren Alltag bestimmt haben. Die Zeit mit Chipman ist schön. Aber Anja wird klar, wie viel Zeit sie mit ihm vertrödelt und das beschäftigt sie. So hat es Anja wieder mit einer Challenge zu tun. Nur gilt es dieses Mal, kostbare Lebenszeit effektiv und sinnvoll zu nutzen.
Leseprobe
Leseprobe aus Kapitel 1 – Montag, 22.10.2018
Mein liebes Tagebuch …
wenn Lehrer persönliche Meinungen oder ihre privaten Probleme mit ins Klassenzimmer bringen, dann möchte ich immer am liebsten brechen. Nur gut, dass jetzt Herbstferien sind und ich mich etwas erholen kann. Der Schulalltag stresst ungemein, was eigentlich schade ist, oder nicht? Sollten Schüler nicht immer gerne zur Schule gehen? Allein, wenn man bedenkt, wie einfach wir Kids es hier in Deutschland haben. Gut, es gibt auf dem Land auch Schüler, die mit dem Schulbus `ne Stunde oder so zur Schule fahren. Aber keiner muss sein Zuhause verlassen und Hunderte Kilometer entfernt in einem Internat leben oder bei seltsamen Fremden wohnen, weil es in ihrem weit abgelegenem Ort keine Schule gibt. Ich habe gestern, bevor Papi mich nach Neverland gebracht hat, noch eine Reportage gesehen, die den Schulalltag von Kindern und Jugendlichen zeigte, die extrem weite Strecken zurücklegen müssen, nur um in die Schule gehen zu können. Es gibt zum Beispiel Kinder, die sogar zu Fuß stundenlang auf gefährlichen Pfaden, entlang von Klippen und über Hängebrücken, unterwegs sind, und das jeden Tag.
Ich verstehe schon, dass ich da auf hohem Niveau jammere. Dennoch. Wie wäre es, wenn sich mal Lehrer in unsere Lage hineinversetzen würden? Jeden Morgen begegnet man Lehrer, deren Augenringe bis zum Kinn hängen. Einmal hat ein Schüler, ich glaube, das war Stefan, Pizza gefragt, ob sie wieder Mal zu spät ins Bett gekommen sei. Natürlich hat er dann Ärger bekommen. Was denkst du denn?! Aber er hatte recht, und bei dieser Steilvorlage hätte sich Pizza mal nicht so aufregen sollen. Lehrer können immer nur erwarten und fordern, aber selber sind sie nicht bereit, uns Schülern einen schönen Schultag zu bereiten. Schon allein, wenn sie mit Hängebäckchen morgens ins Klassenzimmer kommen, weiß man sofort, dass sie keinen Bock haben, sich mit uns zu beschäftigen und uns etwas beizubringen. Da erinnere ich mich, und ich glaube, es war sogar tatsächlich Stefan, als er, noch bevor der Unterricht begann, fragte, welche Seite im Buch aufzuschlagen sei. Denn, wenn Lehrer keine Lust auf ihre Arbeit haben, müssen wir uns immer selbst beschäftigen, manchmal sogar die ganze Stunde lang. Ja, ja, Lehrer müssen viel für ihr Geld schuften! Aber das Allerschlimmste ist, wenn man von uns Schülern erwartet, Lehrer als Respektpersonen anzusehen und zu ihnen dementsprechend freundlich sein zu müssen. Tut mir leid, aber ich kann keinen Menschen respektieren, der am Montagmorgen in die Klasse kommt und erst mal ausführlich darüber berichtet, wie scheiße er sein Wochenende fand. Interessiert es mich, ob das Kinderzimmer von Pizzas Tochter so klein ist, dass nur eine Schlafliege hineinpasst? Interessiert es mich, ob die Elektronik in Herrn Wierigs Auto immer mal wieder spinnt, und in der Werkstatt niemand weiß, wie das Problem zu lösen ist? Oder interessiert es mich, ob Herr Pennich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in Berlin klarkommt, oder eben nicht? Besonders die Fahrten mit den U-Bahnen seien unerträglich, meinte er.
Na, dann soll er doch wie ich mit dem Fahrrad zur Schule fahren, inklusive Helm und Atemschutzmaske. Mit einem Fahrradhelm durch die Gegend zu fahren, ist ja nichts Neues. Aber was musste ich mir anhören, als ich das erste Mal mit Maske auf den Schulhof fuhr. Ja, dann haben eben einige gelacht. Ist doch egal. Berlin hat Stuttgart, was die Feinstaubbelastung angeht, den Rang abgelaufen. Die Luft ist schlecht, und ich will gesund bleiben. Was interessieren mich da die Blicke von anderen oder deren dämliches Gequatsche?! Warum sollen mich andere überhaupt interessieren? Diese Frage habe ich mir tatsächlich schon einige Male gestellt. Und Oma Rita hat ja auch recht, wenn sie sagt, ich solle mich stets nur auf mich selbst konzentrieren. Wenn es mal hart auf hart käme, könne man sich nur auf sich selbst verlassen. Also brauche man sich von vorneherein nicht auf andere einzustellen. Und Oma Hilde meinte sogar, damals, als noch mit Kohle geheizt wurde, also ganz, ganz früher, da hätte sie gerne eine Atemschutzmaske gehabt. Sie hätte sie ganz bestimmt benutzt. Ich habe wirklich tolle Omas. Der Kontakt zu Oma Rita ist übrigens richtig gut geworden. Wollte ich nur mal erwähnen, bevor ich es vergesse. Aber, was mir gerade einfällt, ist, dass ich ohne Helm und Maske wohl kaum Chipman kennengelernt hätte. Das war am 21. Mai 2018 gewesen, Pfingstmontag. …
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Back Cover
Die Illustration zeigt Anja beim Fahrradfahren, ganz vorbildlich mit Helm und Atemschutzmaske. Wie auch beim Cover habe ich die Pflanze klein und im oberen Bereich als Umrandung des Klappentextes gezeichnet. In Anjas Fahrradkorb ist sie noch einmal zu sehen, allerdings so winzig, dass Anja offenbar viel seelischen Ballast abwerfen konnte. Die farbig gestalteten Vögel sind nette Hingucker des in Graustufen und in Schwarz gehaltenen Back Covers.